Das Empowerment-Programm Frauen* & Flucht – wir fördern geflüchtete Frauen und LBTIQ+ in Deutschland
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Fast die Hälfte der internationalen Migrant*innen sind Frauen und LBTIQ+, rund 40% der in Deutschland lebenden Geflüchteten sind Frauen, Mädchen und LBTIQ+. Geflüchtete und migrantische Frauen und LBTIQ+ erfahren mehrere Formen von Diskriminierung, nicht nur durch restriktive Aufenthaltsgesetze sondern auch durch patriarchale, rassistische und sexualisierte Unterdrückung und Gewalt.
Sie stehen oft vor enormen Hürden: unsicherer Aufenthaltsstatus, unangemessene Unterkünfte, eingeschränkter Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeitsmarkt. Viele Frauen und LBTIQ+ erleben geschlechtsspezifische Traumata, waren oder sind sexueller Belästigung und Gewalt ausgesetzt.
Viele geflüchtete und migrantische Frauen sowie inter, trans, queere und nicht-binäre Geflüchtete und Migrant*innen organisieren und vernetzen sich, kämpfen für ihre Rechte. Mit dem seit 2020 laufenden Empowerment-Programm Frauen* & Flucht (EFF) möchte filia diese Gruppen und Initiativen dabei unterstützen, sich zu stärken und in der Gesellschaft sichtbar zu sein. Beispielsweise durch Unterstützung beim Community-Building, bei Vernetzung, Stärkung vorhandener Fähigkeiten und Kenntnisse, beim Schaffen von sicheren Räumen.
Selbstorganisierte geflüchtete und migrantische Frauen und LBTIQ+ im Mittelpunkt
Im Rahmen von EFF werden Gruppen und Projekte von neu angekommenen, geflüchteten und migrantischen Frauen und LBTIQ+ gefördert, die sich selbst organisieren. Das heißt: Sie entscheiden selbst über ihre Ziele und gestalten ihre Aktivitäten. Geflüchtete und migrantische Frauen und LBTIQ+ stehen im Mittelpunkt. Das gesamte Programm ist zweisprachig, Englisch und Deutsch, von der Ausschreibung über die Anträge bis zur Arbeit im Beirat.
filia ist es wichtig, nicht nur die Symptome von Ungleichheit zu behandeln, sondern auch die Wurzeln der Probleme anzufassen. Es werden Gruppen unterstützt, die intersektional strukturelle Veränderungen in der Gesellschaft erreichen wollen. Durch Empowerment verbessern sich individuelle Situationen, Communities werden politisch gestärkt, Frauen und LBTIQ+ glauben an sich und kämpfen gemeinsam für Veränderung. Austausch und Vernetzung bedeuten auch Selbstbestimmung und mehr Sichtbarkeit.
Beirat aus geflüchteten und migrantischen Frauen und LBTIQ+
Wie in filias MädchenEmpowermentProgramm gibt es auch bei EFF einen Beirat. Der Beirat ist eine Gruppe aus neun geflüchteten und migrantischen Frauen und LBTIQ+, die in der Stiftung über die Vergabe der Fördergelder entscheiden. Es ist ein wichtiger Schritt, dass Personen das Programm mit gestalten und entscheiden, die selbst aktiv sind und Erfahrung mit Flucht und Migration haben.
Mehr Informationen zum EFF-Beirat gibt es hier »
Projekte werden im partizipativen Prozess ausgewählt
Die Förderentscheidung wird in einem mehrstufigen partizipativen Prozess getroffen: Die Anträge werden zunächst in filias Geschäftsstelle erfasst, dann trifft der Beirat eine Vorauswahl. Über diese Anträge diskutieren die Beirät*innen bei einem Treffen in Hamburg und legen gemeinsam fest, welche Gruppen gefördert werden sollen.
Insgesamt gab es so bislang folgende Förderungen:
- zehn Impulsförderungen über bis zu 5.000€ (2020),
- zwei strategische Förderungen über insgesamt 20.000€ (2020 und 2021),
- zwölf Förderungen über 3.000 bis 8.000€ (2021).
Ihre Ansprechpartnerin
Sie wollen mehr über das Empowerment-Programm Frauen* und Flucht von filia erfahren? Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme.

Nina Hälker
Programm-Management
n.haelker@filia-frauenstiftung.de
+49 (0)40 380 381 997
+49 (0)176 15 15 13 30
Aktuelle Projekte von und mit geflüchtete und migrantische Frauen
Women in Exile e.V.
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BIWOC Rising
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Aktuelle Projekte von und mit geflüchteten und migrantischen Frauen und LBTIQ+
Strategische Förderung: Women in Exile e.V.
Ort: Potsdam
Fördersumme 2020 + 2021: 20.000 Euro
Women in Exile ist eine 2002 in Brandenburg von Flüchtlingsfrauen gegründete Initiative, die für ihre Rechte kämpfen. Wir haben entschieden, uns als Flüchtlingsfrauengruppe zu organisieren, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass Flüchtlingsfrauen doppelt Opfer von Diskriminierung sind: Sie werden als Asylbewerberinnen durch rassistische Gesetze ausgegrenzt und als Frauen diskriminiert. In den nächsten zwei Jahren werden wir uns auf Veranstaltungen konzentrieren, die darauf zu laufen, dass wir im Jahr 2022 das 20-jährige Bestehen von Women in Exile feiern. Die Idee ist, im Jahr 2021 eine bundesweite Bustour zu machen, ein Archiv für unsere Arbeit aufzubauen, für ein Buch zu recherchieren und es zu schreiben. Im Sommer 2022 werden wir einen Geschichtsmonat der WiE feiern und das Buch vorstellen. Durch Treffen und Empowerment-Workshops mit Flüchtlingsfrauen, die in den Lagern leben, und denen, die das Glück haben, einen Aufenthalt bekommen zu haben, sowie mit unseren Freundinnen ohne Fluchthintergrund werden wir ein Konzept entwickeln, wie wir zwei starke Sommerveranstaltungen für Flüchtlingsfrauen und feministische Gruppen bundesweit durchführen können. Dies werden wir tun, ohne unseren Fokus auf die langjährige Kampagne „Kein Lager für Frauen und Kinder, alle Lager abschaffen“ zu verlieren. Wir beabsichtigen, unsere landesweiten Netzwerkgruppen, die die Flüchtlingsfrauen und ihre Unterstützerinnen einschließen, einzubinden.
www.women-in-exile.net
www.facebook.com/Women-in-Exile-Friends-953605994710745/
https://twitter.com/women_in_exile?lang=en
Strategische Förderung: BIWOC Rising
Ort: Berlin
Fördersumme 2020 + 2021: 20.000 Euro
BIWOC Rising ist der erste intersektionale Coworking (Arbeits-) und Sozialraum in Deutschland. BIW*oC (engl.) steht für: Black, Indigenous (formerly colonised), women of colour, sowie alle die sich als Frau identifizieren und schließt bewusst die Transgender Communities und nicht-binäre Menschen of colour mit ein. BIWOC Rising ist eine Migrantinnenselbstorganisation und durch die große Nachfrage nach mehr Safer Spaces zur intersektionalen Empowerment Arbeit und wirtschaftlichen Teilhabe aus der Zielgruppe heraus entstanden und hat somit den Vorteil genau auf die Bedürfnisse zu reagieren und Lücken zu schließen. Wir sind Migrantinnen, Geflüchtete, Frauen of colour der migrantischen Diaspora, Afro-Deutsche, Sint*ezze und Rom*nja etc. Zusätzlich identifizieren sich viele von uns als queer, inter und trans – der Beirat wird von queeren Schwarzen und Frauen of colour bekleidet. Der größte Teil unserer Community kommt aus Arbeiterfamilien und einige haben körperliche Beeinträchtigungen. Mit unserem Mentoringprogramm greifen wir hier ein und bringen BIW*oC zusammen, um von unseren Erfahrungen zu lernen. Dabei geht es nicht nur um die technischen Hürden wie z.B. Bewerbungsschreiben, sondern explizit darum, wie es Personen trotz intersektionaler Diskriminierung geschafft haben. Das sind kostbare Erfahrungen und Skills, die noch unsichtbar sind für unsere Community.
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