Gemeinsam gegen Anti-Feminismus

Wo Frauenrechte bedroht sind, sind Menschenrechte bedroht. Im Projekt „On The Right Track“ verbünden sich deshalb Frauenstiftungen und feministische Organisationen weltweit, um gemeinsam gegen Anti-Feminismus zu kämpfen.

„Anti-feministische Angriffe betreffen uns alle, daher müssen auch unsere Reaktionsstrategien kollektiv sein“. So bringt es eine der Aktivist*innen auf den Punkt, die in der Initiative „On The Right Track“ gegen Anti-Feminismus, konservativen Backlash und für Gendergerechtigkeit kämpft. „Ich möchte, dass wir ein Netzwerk schaffen, in dem wir unsere Schwierigkeiten und Perspektiven austauschen können“, fügt eine andere Aktivist*in hinzu. „Und um bessere Strategien zu entwickeln, um für unsere Rechte zu kämpfen.“

Mit dem Kooperationsprojekt „On The Right Track“ unterstützen Frauenstiftungen aus Europa und Lateinamerika feministische Graswurzelorganisationen dabei, Strategien gegen den zunehmenden anti-feministischen Rechtsruck zu entwickeln. filia fördert in diesem Rahmen fünf Organisationen in Mittel- und Osteuropa, die sich gegen Anti-Feminismus stark machen. Darüber hinaus erhalten die Förderpartner*innen die Möglichkeit, sich international zu vernetzen und gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Gemeinsame Strategien gegen Anti-Feminismus

Wo Frauenrechte in Gefahr sind, sind Menschenrechte in Gefahr. Auf diese bedrohliche Erkenntnis machen die Aktivist*innen von „On The Right Track“ laut und sichtbar aufmerksam. Denn wo Anti-Feminismus sich ausbreiten kann, passieren auch schnell weitere Menschenrechtsverletzungen.

Bereits bei einem internationalen Treffen im Frühjahr 2023 arbeiteten die Aktivist*innen an gemeinsamen Strategien. Zusammen identifizierten sie Arbeitsbereiche, an denen bis März 2024 in kleineren Gruppen und online weitergearbeitet wird. Die Ergebnisse und Strategien zu folgenden Bereichen werden dann beim Frühjahrstreffen in Serbien mit allen geteilt:

  1. Kommunikation: Gegennarrative in die Welt bringen; durch direkte Kommunikation Vertrauen aufbauen, von Tür zu Tür gehen; gesehen werden, sichtbar sein, sich Gehör verschaffen; Guerilla-Taktiken zur Erhöhung der Sichtbarkeit anwenden; Kampagnen, die Menschen einfangen
  2. Schutz und Selbstfürsorge: selbst-organisierte Räume; Strategien zur Bewältigung kollektiver Traumata; physische Sicherheitsmaßnahmen; Schutz von Daten, digitale Sicherheitsmaßnahmen; Healing-Spaces; Sorge um unsere psychische Gesundheit; Unterstützung im Notfall
  3. Forschung: Aufbau von Kenntnissen über rechtskonservative und rechtsextreme Akteur*innen und ihre Aktivitäten, Kartierung dieser Akteur*innen
  4. Netzwerke: bewegungsübergreifender Aufbau; Arbeit Akteur*innen außerhalb der eigenen Blase; Aufbau von Solidaritätsnetzwerken; Mobilisierung neuer Verbündeter; generationenübergreifende Arbeit; kollektive Lernerfahrungen; Räume für Austausch und Dialog über politische Strategien
  5. Protest: politischen und gesellschaftlichen Wandel einfordern
  6. Advocacy-Arbeit: Gesetzesänderungen voranbringen; Kriminalisierungen verhindern; Dinge vor Gericht bringen

Zu Besuch in Hamburg: Aktivist*innen aus Georgien und der Ukraine

Zwei der „On The Right Track“-Förderpartner*innen von filia waren in Hamburg zu Gast: Atina Bregvadze from GrlzWave (Tbilisi, Georgia) und Yosh from Feminist Workshop (Lviv, Ukraine) sprachen vor Publikum über ihre Arbeit und gaben Einblick in die jeweilige politische Situation. Auch Herausforderungen innerhalb der internationalen Netzwerke benannte Yosh: „Vor dem Krieg fühlten wir uns mit westlichen Feminist*innen enger verbunden. Jetzt halten uns viele für zu militant. Wir haben deshalb damit begonnen, gemeinsam zu diskutieren, was Feminismus bedeuten kann in einer Welt, in der manche im Frieden leben und manche im Krieg. Wir gehen davon aus, dass es trotzdem viele Gemeinsamkeiten gibt.“ Ein Zusammenschnitt des Gesprächs wurde vom FSK Freies Sender Kombinat erstellt und ist auf Spotify nachzuhören. Das Gespräch wurde außerdem in einem Graphic Recording von Lou Szymorek festgehalten:

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Graphic Recording: Lou Szymorek, Titelfoto: M. Nozell via Flickr