Mütter mit Kindern mit Behinderungen brauchen besondere Unterstützung
Wir haben in den letzten zwei Jahren so vieles getan, um unseren Klient*innen bei dem Ankommen und der Integration in die lokalen Gemeinschaften zu erleichtern, ihren Stress und ihre Ängste zu lindern und ihnen ein gewisses Maß an Sicherheit, Selbstwertgefühl und Hoffnung zurückzugeben.
Die polnische Organisation Patchwork kümmert sich um migrantische und geflüchtete Familien mit Kindern mit Behinderungen. Patchwork hat als Selbsthilfegruppe begonnen und ist seit März 2022 eine registrierte gemeinnützige Organisation. Anfänglich hat die Gruppe zugewanderte Familien aus einer Vielzahl aus Ländern unterstützt: z. B. Belarus, Russland, Armenien, Moldawien und die Ukraine. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine liegt der Fokus auf geflüchtete ukrainische Mütter mit Kindern mit Behinderungen. Das liegt natürlich daran, dass die Zahl der geflüchteten Ukrainer*innen in Polen seit Februar 2022 stark zugenommen hat.
Mütter mit Kindern mit Behinderungen haben besondere Herausforderungen
Derzeit unterstützt Patchwork über 200 ukrainische Familien. Viele der Begünstigten sind alleinerziehende Mütter, für die es eine große Herausforderung ist, sich in die neue Realität zu integrieren. Die Pflege und Betreuung eines Kindes mit Behinderung ist schon in einem sicheren und vertrauten Umfeld eine enorme Herausforderung. Das Kind benötigt beispielsweise eine spezielle Ernährung. Es muss vielleicht über eine Sonde gefüttert werden. Außerdem viele Kinder mit Behinderungen sind auf Hilfsmittel – Rollstuhl, spezielle Sitzhilfen und Betten usw. – angewiesen. Kinder, die entwicklungsverzögert oder neurodivergent sind, haben auch besondere Ansprüche. Sie brauchen vielleicht besondere Spielzeuge oder Hilfsmittel, um sich besser regulieren und beruhigen zu können. Der Familienalltag ist oftmals von Therapien und vielen Arztterminen bestimmt.
Müssen solche Familien mit ihren Kindern fliehen, stehen sie oft vor außerordentlichen Hürden. Zum einen ist eine Flucht an und für sich ein traumatisierendes Ereignis, dass den betroffenen Menschen viel abverlangt. Gerade Frauen und Kinder sind auf der Flucht besonders vulnerabel und erleben oftmals Gewalt. Zum anderen, sind sie dann in Sicherheit, stehen die Mütter mit Kindern mit Behinderungen ohne die für sie so wichtige Unterstützung und Pflegeleistungen da. Notwendige Hilfsmittel mussten bei der Flucht zurückgelassen werden. Sprachbarrieren erschweren den Zugang zu Ärzt*innen, um lebenswichtige Medikamente zu erhalten. Die Mütter sind alleine in einer fremden Umgebung. Weg sind all die vertrauten Menschen, denen sie ihr Kind anvertrauen mögen, um sich um die vielen Anträgen zu kümmern – oder einfach mal zu sitzen und einen Tee zu trinken.
Beratung und Therapien
Hier setzt Patchworks Arbeit an. Da viele Mitarbeiter*innen der Organisationen selbst Eltern von Kindern mit Behinderungen sind, sind sie für die Schwierigkeiten ihrer Klient*innen besonders sensibel. Mit filias Förderung konnte die Stelle einer Familien-Assistent*in geschaffen werden. Dadurch konnte Organisation wesentlich mehr Beratungen anbeiten. Die Mitarbeiter*in hilft beispielsweise dabei, Sozialhilfe, Behindertenausweise und medizinische Hilfen zu beantragen. Außerdem hilft sie, die Kinder im polnischen Förderschulsystem anzumelden. Selbstverständlich berät die Organisation auch bei Asylfragen und hilft bei der Wohnungssuche.
Mit filias Förderung war es Patchwork auch möglich, ihre eigenen Räumlichkeiten besser an die Bedürfnisse ihrer Klient*innen anzupassen. Zum einen haben sie eine Toilette rollstuhlgerecht umbauen können. Zum einen konnten sie Geräte, Matten und Spielzeuge für ihre Rehabilitationshalle anschaffen. Die Halle wird für Einzel- und Gruppentherapien genutzt. Außerdem konnte ein Kinderzimmer mit Möbeln und Spielzeugen ausgestatteten werden, in dem Kinder betreut werden, während ihre Mütter an Beratungen oder Kursen teilnehmen.
Müttern erlauben, sie selbst zu sein
Patchwork unterstützt die Mütter mit einem vielfältigen Kursprogramm. Sie bieten Sprachkurse und Arbeitstrainings an, um die Integration in die polnische Gesellschaft zu erleichtern. Wichtig ist allerdings, dass Patchwork sich nicht nur die praktischen Fragen kümmert, sondern dass die Mitarbeiter*innen auch die emotionalen Bedürfnisse ihrer Klient*innen im Blick haben: „Wir hoffen, dass es uns in den letzten paar Jahren gelungen ist, ihre Ängste und Unsicherheiten abzubauen und ihnen Hoffnung zu geben. Das war und ist eines unserer Hauptziele – den Pflegenden ([…] hauptsächlich Frauen) zu helfen, sich sicher und beschützt zu fühlen, nicht allein zu sein, Teil der Gemeinschaft zu sein, ihr Potenzial zu verwirklichen, einige ihrer Träume zu erfüllen, ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben, […] ihnen erlauben, sie selbst zu sein, sich zumindest teilweise von den alltäglichen medizinischen Problemen ihrer behinderten Kinder abzulenken und ihnen einfach Hoffnung und etwas Glück zu geben.“
filia förderte Patchwork im Rahmen der Kampagne #StandwithUkraine. Im Rahmen dieser Kampagne wurden fünf Organisationen in der Ukraine und ihren Nachbarländern gefördert, die sich entweder in der Ukraine für den Schutz und die Unterstützung besonders vulnerabler Gruppen oder für ukrainische Geflüchtete, die zu marginalisierten Gruppen gehören, einsetzen.
Auf Instagram und Facebook gibt es eine Vielzahl von Fotos von der Arbeit der Organisation zu sehen.