Frauen in Bewegung gegen Rassismus: Richtig konfrontieren lernen
Foto: Frauen in Bewegung
„Am besten hat mir gefallen, dass wir bei der Selbstverteidigung am Ende immer alles, was wir gelernt haben, in die Luft geworfen haben. Wenn ich es mal brauche, kann ich es mir von dort wieder runterholen!“, erzählte ein 9-jähriges Mädchen* seiner Mutter begeistert nach dem Sommercamp im August 2020.
Als Großmeisterin* Sunny Graff vor 36 Jahren den Verein „Frauen in Bewegung – Kampfkunst“ (FiB) in Frankfurt am Main gründete, erschien Bildschirmkommunikation noch wie Zukunftsmusik.
Auch im Februar 2020, als sich der Verein bei filia um eine mehrjährige Förderung des Projektes „Jede Frau* und jedes Mädchen* kann sich wehren!“ bewarb, konnte niemand vorhersehen, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Projektumsetzung haben würde.
50-jährige Lehrerfahrungen sollen an die nächste Generation von Frauen* und Mädchen* weitergegeben werden. Ziel ist es, sie so auszubilden, dass sie selbst als Trainerinnen* arbeiten können.
„Unsere Schwarzen Trainerinnen und Trainerinnen of Color (BLPOC) werden ein Empowerment Konzept mit dem Schwerpunkt Rassismus entwickeln, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen und die BLPOC Empowerment Kurse exklusiv für Schwarze Mädchen* und junge Frauen* (BIPOC ) sowie Mädchen* und junge Frauen* mit Migrationshintergrund durchführen. Unsere jungen Mädchentrainerinnen werden durch interne Fortbildungen, Mentoring und Supervision bestärkt und die Gruppe der Trainerinnen erweitert. Fortgeschrittene Teenager werden durch das Führungstraining als Coaches für jüngere und lern- bzw. körperbehinderte Mädchen* ausgebildet, um den Lehrerinnen zu assistieren, damit jedes Mädchen optimal betreut wird.“, so der Plan ab Sommer 2020 für die nächsten 3 Jahre laut Antrag.
Als FiB Ende Juni 2020 absehen konnte, dass das Projekt gemäß der Covid-Distanzverordnungen nicht wie beantragt durchgeführt werden kann, vereinbarten wir gemeinsam eine den Umständen angepasste Mittelverwendung.
Schwierigkeiten und positive Erfahrungen auf allen Ebenen
Das ganze Jahr 2020 war – wie überall – von Lockdowns und immer neuen Unsicherheiten geprägt. Das Training wurde per Zoom oder im Park durchgeführt – aber die fremde „offene“ Umgebung verunsicherte einige Eltern und schreckte manche ab. Wichtige kontakt-/ und stimmintensive Übungen waren nicht möglich. Das mit Hygienekonzept geplante Sommercamp musste coronabedingt nach vorn verlegt werden, was Werbung und Planung erschwerte. Außerdem wurde nach dem Mord an George Floyd (25.5.2020, Minneapolis, USA) auch in Deutschland die #Black Lives Matter Bewegung aktiv. Die ausgebildeten Trainierinnen waren wegen ihrer Erfahrungen und Diversität sehr gefragt. Nicht alle hatten noch Kapazitäten, als Trainierinnen* weiter zur Verfügung zu stehen.
Es war ungewohnt, mit den Mädchen in einem öffentlichen Raum zu trainieren. Und das in der Selbstverteidigung wichtige Schreien konnte im Park auch nur mit Atemschutz durchgeführt werden. Trotzdem machten die Trainerinnen sehr positive Erfahrungen: Die Mädchen fanden es toll nach dem langen Eingesperrt-Sein wieder an der „frischen Luft“ trainieren zu können. „Ich fühle mich richtig stark jetzt“ und „Du hast Recht, der Blickkontakt ist so wichtig. Ich merke einen großen Unterschied.“ sind nur ein Bruchteil der Rückmeldungen, die die Mädchen den Trainerinnen* gegeben haben.
Am 20.4.21 war für FiB ein großer Tag: Aylin und Alicia, die von klein auf trainieren, haben einen Selbstverteidigungspodcast mit Namen „Einfach Nein!“ ins Leben gerufen und moderiert, der hier zu hören ist. Der Podcast wird als großer Erfolg gefeiert. . Hören Sie mal rein und verbreiten Sie ihn gerne weiter. Denn hier lernen Sie, richtig zu konfrontieren.