Gegen Bro-ligarchie und Backlash: Warum Männer feministisch spenden sollten
Felix Oldenburg beschäftigt sich oft mit Geld. Und mit Geschlechtergerechtigkeit. Daher weiß er, dass das beste Mittel gegen meist weißes Macho-Gehabe und Bro-ligarchie (Oligarchie + Brother-Kultur) eine finanziell gut aufgestellte feministische Bewegung ist. Dass dazu auch Männer beitragen sollten, ist für Felix klar. Er selbst hat über die von ihm gegründete digitale Stiftungsplattform bcause an filia gespendet.
„Als weißer Mann fühle ich mich in der Verantwortung“
Warum hast du für filia gespendet?
Erstens, weil es effektiv ist. Zweitens, weil ich damit vielleicht noch andere bewege. filia ist das seltene Beispiel einer lebendigen Gemeinschaftsstiftung, die Macht verbreitert anstatt sie zu verengen. In meinem Buch “Der gefesselte Wohlstand” habe ich darüber geschrieben, dass es aktuell in erster Linie Frauen sind, die mit ein “Neues Geben” prägen: direkt, global, partizipativ, kollaborativ. Nur ein wenig digitaler könnte es sein, damit alle mitmachen können. Das möchte ich mit meiner kleinen Spende anregen. Dass es bisher kaum Spenden von Männern an filia gegeben hat, war mir nicht klar. Wenn ich daran etwas ändern kann, tue ich es gern. Beim aktuellen Macho-Backlash fühle ich mich als weißer Mann in besonderer Verantwortung.
Warum geht das Thema Geschlechtergerechtigkeit uns alle an?
Das ist so offensichtlich, dass ich es eigentlich gar nicht sagen muss. Solange eine Gruppe strukturell benachteiligt ist in ihrem Potenzial, dann sind die Ergebnisse für alle schlechter: Armutsbekämpfung funktioniert durch Mütter, unternehmerische Transformation braucht mehr mutige Managerinnen, Spitzenforschung mehr Professorinnen. Am klarsten ist es bei der Verteidigung der offenen Gesellschaften, die uns gerade bewegt: Die gender-bezogen Stigmatisierungen sind die “canaries in the coal mine”, die Vorboten des Autoritarismus.
Viele Stiftungen nehmen die Gender-Sicht noch nicht konsequent ein
Wie können Stiftungen Geschlechtergerechtigkeit fördern?
Bei Privatmenschen ist viel mehr zu holen als bei Stiftungen. Erstens gibt es dort mehr freie Mittel, zweitens sind sie weniger festgelegt, denn Stiftungen haben immer die Ausrede, dass sie nur innerhalb Ihrer Zwecke fördern können. Die wenigsten haben Frauenrechte in der Satzung. Überhaupt sind Frauenrechte kein eigenständiger Zweck in der Abgabenordnung, die “Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern” (§ 52 Abs. 2 Nr. 15) ist erst 2000 dazu gekommen, die meisten Stiftungen sind vorher gegründet worden. Wahr ist: Sie könnten natürlich auch ohne diesen Zweck in allen ihren Förderungen eine Gender-Sicht einnehmen. In der Arbeit mit dem Globalen Süden ist das schon verbreitet. In anderen Förderfeldern bisher kaum.
Wie überzeugst du andere Männer, für eine feministische Organisation wie filia zu spenden?
Wen das bisher Gesagte nicht überzeugt hat, dem hilft vielleicht eine komplett nüchterne Betrachtung, so ähnlich wie das antizyklische Investieren: Der effektivste Einsatz von Spenden ist oft da, wo sich der Staat und andere Spender gerade zurückziehen. Aktuell stehen hunderte Organisationen vor dem Aus, die feministische Außenpolitik, Frauengesundheit und sexuelle Selbstbestimmung sowie bunte (oft queere) Kultur vorangetrieben haben. Dort kann man jetzt mit relativ wenig Mitteln sehr viel retten.
Zur Person: Felix Oldenburg ist Sozialunternehmer, Mitgründer des Stiftungs-Startups bcause und Vorstand von gut.org (u.a.betterplace.org). Von 2016 bis 2020 leitete er den Bundesverband Deutscher Stiftungen und überreichte in dieser Funktion 2018 den Deutschen Stifterpreis an filia-Mitgründerin Ise Bosch. Im März 2025 erschien sein Buch „Der Gefesselte Wohlstand. Wo die Milliarden liegen, mit denen wir die Welt verbessern können.“, in dem er kritisch auf den Stiftungssektor blickt.