Feministische Alternative zu rechten Netzwerken

Seit 2019 ist filia Teil der Initiative „On the Right Track” (OTRT). Im letzten Jahr wurde die Stiftung Teil des Koordinationsteams für den europäischen Teil der Initiative. Das Koordinationsteam besteht aus drei Frauenstiftungen. Neben filia sind Reconstruction Women’s Fund aus Serbien und Women’s Fund Armenia Teil der Gruppe. Die Initiative befindet sich bereits in ihrer zweiten Phase. Für die kommenden fünf Jahre haben sich die beteiligten Stiftungen und Aktivist*innen viel vorgenommen.

Warum gibt es On the Right Track?

In Lateinamerika und Europa sind rechtsextreme Kräfte auf dem Vormarsch. Ihre besondere Anziehungskraft besteht darin, dass sie soziale Unzufriedenheit mit der Verteidigung traditioneller Werte verbinden. Dies hat es ihnen ermöglicht, Teile der Bevölkerung anzuziehen, die zuvor nicht mit diesen Positionen sympathisiert haben. Obwohl ihr Engagement für die Demokratie fragwürdig ist, nutzen sie diesen Rahmen, um an die Macht zu gelangen. Sobald sie an der Macht sind, untergraben sie die Institutionen, die sie unterstützen. Ihre wachsende Popularität spiegelt sich nicht nur in den Wahlergebnissen wider, sondern auch in persönlichen Beziehungen und dem täglichen Leben. Dieser Vormarsch bedroht verschiedene Sektoren und Gruppen, da sie die Grundprinzipien der Demokratie ablehnen, von den Rechten der Minderheiten bis hin zur Gewaltenteilung und der Rechtsstaatlichkeit.

Ultrakonservative Bewegungen sind regional und überregional miteinander verbunden. Persönlichkeiten wie Jair Bolsonaro, José Antonio Kast, Nayib Bukele und Javier Milei in Lateinamerika und in Europa Giorgia Meloni, Viktor Orbán, Santiago Abascal und Marine Le Pen haben nicht immer eine gemeinsame Agenda, arbeiten aber eng zusammen. Ihre Wirkung geht über die Zerstörung der Errungenschaften progressiver Parteien hinaus. Sie radikalisieren auch traditionelle rechte Gruppen, die gezwungen sind, sich extremeren Positionen anzuschließen. Ein deutliches Beispiel dafür war die Unterstützung, die Bolsonaro während seiner Präsidentschaftskampagne von der brasilianischen rechten Mitte erhielt. Darüber hinaus agieren lateinamerikanische Gruppen transnational, mit Vertretern aus Europa und anderen Regionen, im Bündnis mit ultrakonservativen religiösen Sektoren, akademischen Zentren, Medien und anderen Akteur*innen, die alle darauf abzielen, eine konservative Agenda durchzusetzen, die unter anderem den Feminismus verurteilt und die Rechte der LGBTIQNB+-Gemeinschaft und von Migrant*innen bedroht.

Studie zu rechten Netzwerken

Bereits 2019 warnten die Aktivist*innen, die bei OTRT mitbeiten, in einer gemeinsamen Untersuchung vor dem Vormarsch des religiösen und politischen Fundamentalismus. Ihre Ergebnisse zeigten, wie rechte Gruppen das Konzept der „Gender-Ideologie“ als Waffe einsetzen, um Demokratie und Menschenrechte zu schwächen und eine rassistische, fremdenfeindliche und den Klimawandel leugnende Sichtweise zu fördern.

Die wachsende Ungleichheit und Prekarisierung des Lebens haben den perfekten Nährboden für rechtsextreme Gruppen geschaffen, die sich als unmittelbare Lösung für komplexe Probleme wie Migration, Armut und Unsicherheit präsentieren. Obwohl sie auf lokaler Ebene Antworten zu geben scheinen, kommen sie mit einer globalen Strategie, um ihre Vision der Welt durchzusetzen.

OTRT ist die feministische Alternative zu rechten Netzwerken

On The Right Track ist ein überregionales Projekt von Frauen- und feministischen Stiftungen, die Allianzen zwischen feministischen, LGBTIQNB+- und Menschenrechtsbewegungen in ganz Lateinamerika und Europa stärkt und fördert. Das Projekt ist also die feministische Alternative zu den rechten Bewegungen, die es bekämpft. Die Projekt-Partner*innen verstehen Feminismus als eine große und vielfältige Bewegung, die sich zwangsläufig mit anderen Bewegungen für soziale Gerechtigkeit überschneidet.

Die Partner*innen befinden sich in einem langfristigen Prozess, in dem sie die Basisbewegungen, die auf lokaler Ebene Alternativen schaffen und verteidigen, stärken, wieder zusammenführen und koordinieren. Nach mehr als vier Jahren überregionaler Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen lateinamerikanischen und europäischen Frauen- und feministischen Stiftungen sind alle mehr denn je entschlossen, gemeinsam gegen die extreme Rechte und ihre fundamentalistische Agenda zu arbeiten. Deren Werte, Reden und Aktionen muss etwas entgegengesetzt werden. Die Stärkung und der Schutz von feministischen, LGTBIQNB+- und Menschenrechtsgruppen sowie die Förderung ihrer Programme sind von entscheidender Bedeutung, um dem demokratischen Rückschritt und dem Rückschritt bei den Menschenrechten in ganz Lateinamerika und Europa entgegenzuwirken.

Die nächsten fünf Jahre

In den nächsten fünf Jahren ist es die Aufgabe von OTRT, Ressourcen für Basisbewegungen zur Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten zu mobilisieren. Die Partner*innen wollen feministische Diskurse und Aktionen zur Friedenskonsolidierung und sozialen Gerechtigkeit unterstützen. Gemeinsam wollen sie die fördern, die eine gerechteren Welt für alle schaffen.

Das steht im Fokus

Folgenden sechs Bereiche wollen sich die Projekt-Partner*innen und die teilnehmenden Aktivist*innen in den nächsten Jahren besonders widmen:

  1. Stärkung der Kapazitäten von Basisorganisationen, feministischen Bewegungen, LGBTIQNB+ sowie Frauen- und Menschenrechtsverteidiger*innen in beiden Regionen, um auf Angriffe fundamentalistischer und rechtsextremer religiöser Organisationen zu reagieren und neue Strategien gegen rechtsextreme Ideologie und fundamentalistische Akteure zu entwickeln.
  2. Möglichkeiten für Aktivist*innen in ganz Europa und Lateinamerika schaffen, gemeinsame Aktionen durchzuführen und die Solidarität und Einheit zwischen den Regionen zu stärken. Der Aufbau starker Allianzen ist der Schlüssel, um Silos zu überwinden und die Stärke der Bewegungen zu erhöhen.
  3. Strategische und thematische Arbeitsgruppen zeigen die Vielfalt der feministischen Bewegungen in den verschiedenen Regionen und erleichtern die kontextübergreifende Arbeit, indem sie Räume schaffen, in denen Aktivist*innen sich austauschen, lernen und gemeinsame Aktionen entwickeln können, um die konzertierten Aktionen der extremen Rechten zu antizipieren und rechtzeitig darauf zu reagieren.
  4. Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für Angriffe auf Demokratie und Menschenrechte und Aufbau eines positiven Bildes von feministischen, LGBTIQNB+- und MenschenrechtsverteidigerInnen, Bewegungen, Werten und Aktionen.
  5. Verbesserung der nationalen, regionalen und überregionalen Kenntnisse über religiösen Fundamentalismus und rechtsextreme Akteure in Europa und Lateinamerika sowie über die Strategien, mit denen Demokratie und Menschenrechte angegriffen werden.
  6. Förderung und Konsolidierung von Solidaritätsräumen zwischen Frauenstiftungen, Feminist*innen, LGBTIQNB+, Menschenrechtsbewegungen und Verbündeten aus beiden Regionen, um sich mit dem wachsenden Fundamentalismus, der extremen Rechten und dem Rückschlag gegen Menschenrechte und Demokratie auseinanderzusetzen und dagegen vorzugehen, indem Strategien und gemeinsame Aktionen entwickelt werden, in der Überzeugung, dass soziale Bewegungen miteinander verbunden werden müssen.

Weitere Informationen und Updates zur Arbeit von OTRT findet ihr auf der Hompeage der Initiative! (LINK)

Das Foto zeigt die Koordinations-Teams aus Lateinamerika und Europa beim gemeinsamen Treffen in Bogota, Kolumbien, im April 2025.