„Ich war überrascht, wie herzlich wir begrüßt wurden.“
Anfang November macht sich eine Gruppe von Rom*nja-Frauen aus der nordmazedonischen Provinz Šuto Orizari auf den Weg zu ihrem kommunalen Verwaltungsdirektor. Denn die Lage in ihren Dörfern ist prekär: Die Straßen sind holprig und matschig, die Schulen sind miserabel ausgestattet und das Dorf ist nicht an das öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen. Die kommunale Verwaltung scheint das nicht weiter zu kümmern. Doch das wollen die Frauen aus Šuto Orizari nicht mehr hinnehmen. Gut vorbereitet und mit einem Forderungskatalog in der Hand machen sie sich auf den Weg zum Amt.
„Es war das erste Mal, dass ich das Verwaltungsgebäude überhaupt betreten habe. Und natürlich auch mein erstes Treffen mit unserem Verwaltungsdirektor. Ich war sehr überrascht, wie herzlich er uns begrüßte und dass er uns aufmerksam zuhörte“, berichtet eine der Teilnehmerinnen.
Die Rom*nja-Frauen fordern u. a. die Einrichtung einer öffentlichen Verkehrslinie in ihre Viertel, dass mehr Straßen asphaltiert und befestigt werden und dass die Gemeinde soziale Maßnahmen zur Unterstützung speziell für Frauen einführt. „Einige unserer Forderungen hat der Bürgermeister sofort zugesagt. In fünf Monaten sind wir zu einem nächsten Gespräch verabredet.“
Empowerment von Rom*nja-Frauen
Rom*nja machen etwa drei Prozent der gesamten Bevölkerung Nordmazedoniens aus. Wie überall werden Rom*nja auch in diesem Balkanstaat marginalisiert. Die Organisation OŽ Žensko Lobi (deutsch: Frauen-Lobby) empowert Rom*nja-Frauen und macht sich dafür stark, dass ihre Rechte umgesetzt werden. Gemeinsam mit den Rom*nja-Frauen aus Šuto Orizari hat die Organisation einen Forderungskatalog erarbeitet, die Frauen auf das Treffen mit dem Politiker vorbereitet und sie zum Termin begleitet. Wie es um die Zusagen des Bürgermeisters steht und was das Folgegespräch ergeben wird, behält OŽ Žensko Lobi genau im Blick.
Die Organisation OŽ Žensko Lobi wird gefördert mit Geldern des Programms „Feminist Grassroots in the Western Balkans“, das filia mit Unterstützung des Auswärtigen Amts durchführt.