Jerewan 2022: Unser Treffen mit den Schwesternstiftungen
Seit nunmehr sechs Jahren arbeiten wir kontinuierlich mit Schwesternstiftungen aus Mittel- und Osteuropa zusammen. Die Projekte werden von Jahr zu Jahr größer, komplexer und länger. Da uns eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit unserer Partner*innen immens wichtig ist, haben wir frühzeitig entschieden, sie in den Beantragungs- und Planungsprozess mit einzubeziehen. Dafür wiederum ist der persönliche Austausch unerlässlich. In der Gemeinschaft kommen uns die besten Ideen und Lösungen.
Endlich wieder zusammen
Nach langer Corona-Pause und unendlich vielen Zoom-Konferenzen war es diesem Oktober wieder soweit. Vom 25. bis 29. Oktober fand ein gemeinschaftliches Arbeitstreffen in Jerewan in Armenien statt. Es trafen sich Vertreterinnen von Women’s Fund Armenien, Ukrainian Women’s Fund, Femfund Poland, Womens‘ Fund in Georgian und filia.die frauenstiftung. Bei diesem Treffen sollte es um die zwei aktuellen, vom Auswärtigen Amt geförderten Kooperationsprojekte gehen: Zivilgesellschaftlicher Dialog mit allen Stimmen (Feminist Landscapes) und Stärkung der Resilienz von Frauenrechtsorganisationen.
Das Thema „Gemeinschaft“ war der rote Faden unseres Treffens
Obwohl es bei diesem Treffen um zwei verschiedene Projekte mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen ging, zog sich ein Thema wie ein roter Faden durch all unsere Gespräche. Egal ob im Konferenzraum der armenischen Frauenstiftung oder abends in einem Restaurant: Gemeinschaft. So stellt unser Feminist-Landscapes-Projekt zum Bespiel die Frage: Sind wir (in jedem der teilnehmenden Länder) eine feministische Gemeinschaft? Oder: Wer gehört dazu? Wer sitzt nicht mit „am Tisch“? Und auch: Wie können wir mehr und andere feministische Aktivist*innen in unser Netzwerk einladen?
Praktisch ging es auch darum, das Projekt nach zwei Jahren abzuschließen. Wie wollen wir unsere Erkenntnisse dokumentieren? Mit wem wollen wir sie teilen? Ein wichtiger Teil dieser Dokumentation war unser gemeinsamer FemTalk. FemTalks sind ein Veranstaltungsreihe des Women’s Fund Armenia. Jeden Monat lädt die Frauenstiftung eine feministische Expert*in ein, um über feministische und geschlechtersensible Themen zu sprechen. Im Oktober füllten wir diese Rolle und berichteten unserem Jerewaner Publikum von unserer Projektarbeit.
Auch das zweite Projekt, „Feminist Resilience“, um das es bei diesem Arbeitstreffen ging, hat einen wichtigen Gemeinschaftsaspekt: Sind unsere Gemeinschaften resilient? In diesem Falle steht Gemeinschaft wahlweise für die einzelnen Frauenrechtsorganisationen in unseren Ländern oder auch für unsere Netzwerke im Ganzen. Um genauer heraus zu bekommen, wie es um uns, unsere Förderpartner*innen und unsere Netzwerke steht, führen wir als Teil des Projekts eine Studie durch. Für diese Arbeit engagierten wir die Forscherin Nvard Manasyan. Sie entwickelte einen umfangreichen Fragebogen mit 120 Fragen. Allein der Austausch mit Nvard zu den verschiedenen Fragen, hat uns Frauenstiftungen geholfen, ein vertieftes Verständnis von Resilienz zu erhalten. Aktuell läuft die Studie noch. Wir hoffen, im neuen Jahre über die Ergebnisse berichten zu können.
Unsere Gemeinschaft macht uns stark
Neben der Arbeit waren aber auch die viele großen und kleinen Momente zwischen unseren Sessions für alle Beteiligten wertvoll. Was uns wieder zurück zum Thema bringt: Die Gemeinschaft mit anderen Frauenstiftungen ist für die Art von Arbeit, die filia leistet, maßgebend. Treffen wie das in Jerewan lassen uns näher zusammenrücken. Wir erleben uns nicht nur als Kachel in einer Videokonferenz, sondern als vollwertige Menschen. Wir erfahren nicht nur spannende Details über die tagtägliche Arbeit unserer Partner*innen, sondern auch was sie außerhalb dieser Arbeit bewegt und beschäftigt. Damit stärken wir unsere Beziehungen, die individuellen zwischenmenschlichen, aber auch die zwischen unseren Stiftungen.
Es entstehen langanhaltende, wertschätzende Kooperationen, die einen freien Austausch an Ideen ermöglichen. Aus diesen Ideen wiederum erwachsen Jahr um Jahr tolle Projekte, mit denen wir feministische Aktivist*innen und Organisationen auch mit Hilfe des Auswärtigen Amtes in unseren Ländern fördern. Diese Projekte offenbaren auch den Wert, den es hat, in feministische Bewegungen zu investieren. – Denn in Gemeinschaft schaffen wir Großes.