Peacebuilding, Mathe-Kurse und geschützte Räume
Matheunterricht für Mädchen, geschützte Räume für queere Personen, Demonstrationen für Frieden und Sicherheit. In vielen Ländern werden Aktivist*innen dafür angefeindet, unter Druck gesetzt und bedroht. Mit filias neuem Recommendation-Committee testen wir ein Fördermodell, das diese Aktivist*innen unmittelbar und ohne bürokratische Hürden unterstützt.
filias Recommendation-Committee
Wir haben 12 Aktivist*innen aus unseren Netzwerken eingeladen, Teil des Recommendation-Committees zu werden. Als Expert*innen für feministische Kämpfe in ihren Ländern und Regionen, die die Herausforderungen kennen und Lösungswege aufzeigen, haben wir sie um Förderempfehlungen gebeten. Alle Aktivist*innen des Recommendation-Committees haben uns daraufhin bis zu drei weitere Aktivist*innen oder Gruppen genannt, so dass insgesamt 33 Empfehlungen auf dem Tisch lagen.
Im filia-Team und gemeinsam mit dem Stiftungsrat haben wir uns die Empfehlungen angeschaut – und 26 der empfohlenen Projekte Förderung angeboten. Für die zukünftigen Förderpartner*innen kam unser Angebot überraschend – im positivsten Sinn. Förderung ohne Antragstellung, ohne vordefinierte Zweckbindung für ein bestimmtes Projekt, sondern auf der Basis von Solidarität und Vertrauen? Genau das ist es, was viele von ihnen dringend brauchen.
Unsere neuen Partner*innen aus 10 Ländern Osteuropas zeigen uns, wie man auch unter sehr schwierigen politischen Bedingungen Räume für Frauen, Mädchen und LBTIQ+ schaffen und erhalten und für mehr Rechte kämpfen kann. Wichtig sind dabei gute Netzwerke, unkonventionelle Arbeitsansätze und sehr viel Mut. Ich hoffe sehr, dass mit filias Förderung all die wichtige Arbeit neue Impulse hält und die lokalen Akteurinnen stärkt, indem sie sehen: Wir sind nicht allein.
Dr. Dana Jirous, Stiftungsrätin von filia
Von Peacebuildung über Mathe-Kurse zu Rechten von trans Personen
Durch die Empfehlung aus dem Recommendation-Committee sind auch neue Regionen in filias Förderradar gekommen: Zum ersten Mal unterstützen wir Aktivist*innen in den baltischen Staaten und in Zentralasien. Die 26 Projekte starten im Winter in die einjährige Förderphase. Die Arbeit der Aktivist*innen ist breit gefächert – regional wie inhaltlich. In Georgien setzen sich „Feminist Peace Builders“ für ein friedliches Miteinander an der Grenze zum russisch besetzten Südossetien ein. Litauische Aktivist*innen kämpfen für die Rechte von migrantischen trans Personen. In der Ukraine fordern Pfleger*innen bessere Bedingungen für ihre Arbeit im Gesundheitsbereich, die von Überlastung und Ausbeutung geprägt ist. In Usbekistan erwerben Mädchen auf ihrer Erstsprache – Usbek, nicht Russisch – Kenntnisse in Naturwissenschaften und Technik.
Wie geht es mit dem Recommendation-Committee weiter?
Das Recommendation-Committee ist eine Chance, unsere Programmarbeit weiterzuentwickeln. Und zwar nicht am Schreibtisch oder auf dem Papier, sondern durch Ausprobieren, durch Gespräche mit unseren Partner*innen und durch die ganz konkreten Herausforderungen, denen wir im Prozess begegnen. Die Fragen, die bei der Auswertung beantwortet werden müssen, sind unter anderem: Sind unsere Netzwerke in den neuen Regionen stark genug, um neue Förderpartner*innen auch über eine offene Ausschreibung zu erreichen? Ist filia finanziell und strukturell in der Lage, neue Förderregionen abzudecken? Wie können wir die unterschiedlichen und vielfältigen Projektpartner*innen miteinander vernetzen? Was und wie können sie voneinander lernen?