Interview mit Dorothee Vogt

Seit bald einem Jahr ist Dorothee Vogt nun im Vorstand von filia. Der perfekte Zeitpunkt für ein erstes Fazit zu ihrem Engagement in der Stiftung.

Als „die Neue“ im Vorstand, was hat dich für filia begeistert und eingenommen?

„Wenn es um die Förderung feministischer Arbeit geht, ist filia in Deutschland Pionierin. Ich verfolge diese wichtige Arbeit seit vielen Jahren. filia ist bekannt für ihre machtkritische, partizipative Förderpraxis. Mich begeistert, dass filia kein elitärer Elfenbeinturm ist, sondern selbst Teil der feministischen Bewegung. Und ich habe das Gefühl, dass meine Erfahrungen und Kompetenzen in der Rolle der Vorständin hilfreich sind. Das macht Freude. Hauptamtlich bin ich selbst in operativer Verantwortung für eine Förderstiftung und kenne die Arbeitsweise aus eigener Erfahrung sehr gut. Begeistert bin ich auch von den Mitstreiterinnen. Was für mutige, unerschrockene Frauen hab ich hier im vergangenen Jahr kennengelernt!“

Nach nun fast einem Jahr als filias Vorständin und mit noch einer gewissen Außen-Perspektive: Wo siehst Du filias größte Herausforderungen?

„Ich sehe, dass wir uns in verschiedenen Spannungsfeldern bewegen müssen, die nicht leicht zu navigieren sind.

Dorothee Vogt / fotografiert von Marianne Moosherr

Die erste: Die Welt ändert sich so rasant. Wir müssen lernbereit und veränderungswillig sein, um relevant zu bleiben. Gleichzeitig müssen wir unserem Netzwerk Orientierung bieten und für unsere Werte einstehen.
Die zweite: Die politischen und finanziellen Spielräume für feministische Arbeit werden gerade kleiner. Viele Errungenschaften stehen aktuell auf dem Spiel, manches verschlechtert sich, vieles stagniert. Für feministische Arbeit stehen besonders wenig Mittel bereit, überall auf der Welt. Gleichzeitig wachsen die Bedarfe.
Die dritte: Nur wenn wir solidarisch sind, können wir uns behaupten. Aber Solidarität ist oft leichter gesagt als getan. Die feministische Bewegung ist immer wieder von polarisierenden Debatten geprägt. Wir müssen es gleichzeitig schaffen in eine gemeinsame Richtung zu ziehen und uns kritisch miteinander auseinandersetzen.“

Welche Entwicklungen wünschst du dir in Zukunft für unsere Stiftung, zum Beispiel in der öffentlichen Wahrnehmung? Oder auch im Programm?

„Ich wünsche mir, dass filia auch zukünftig eine Pionierrolle bei der Vergabe von Fördermitteln einnimmt und noch mehr Mittel in feministische Arbeit kanalisieren kann. Ich hoffe, dass filia andere Funder inspiriert, in diesen Themen aktiv zu werden.“