Armenien: The Gardens of Silihdar

Foto: Blick vom Balkon des armenischen Co-Healing Spaces auf den Berg Ararat.

Sich in den eigenen Räumen sicher und geschützt zu fühlen, ist ein wichtiges Thema für Frauenorganisationen. Einige Partner*innen von filia in Mittel- und Osteuropa berichten, dass sie sich aufgrund von unsicheren Mietverhältnissen, Anfeindungen in der Nachbarschaft und gewalttätigen Bedrohungen nach neuen, sichereren Räumen umsehen müssen. In Polen, Georgien und Armenien konnten die Frauenstiftungen inzwischen sogar eigene Immobilien erwerben.

Der Women’s Fund Armenia konnte vor Ausbruch des Krieges in Armenien im Jahr 2020 ein Haus mit großem Garten in der Stadt Ashtarak in der Nähe der Hauptstadt Yerevan erwerben. Heute, gute drei Jahre später, ist die Immobilie ein Vielfaches wert. Während des Krieges öffnete der Women’s Fund Armenia das Haus spontan als Unterkunft für Geflüchtete aus der Region Berg-Karabach. An dem Ort, den die Frauen „The Gardens of Silihdar“ nennen, entsteht nun nach und nach ein feministischer Co-Healing-Space.

The Gardens of Silihdar als Co-Healing-Space

Endlich startet die lang geplante Renovierung des Gebäudes starten. Gemeinsam mit einer Architektin haben die Kolleg*innen vom WFA große Pläne entwickelt: Das gesamte Gebäude wird barrierearm, so dass auch Frauen mit körperlicher Beeinträchtigung Zugang haben. Im Erdgeschoss wird eine „Collective Kitchen“ entstehen. Hier wird gemeinsam gekocht und das im Garten angebaute Gemüse verarbeitet. Der große Balkon mit Blick auf den Berg Ararat sowie der großzügige Flurbereich bieten Raum für Entspannung und Begegnung. Die Garage soll zu einer Werkstatt für kunsttherapeutische Angebote ausgebaut werden. Darüber hinaus wollen die Aktivist*innen die Garage für Filmvorführungen nutzen. Der Women’s Fund Armenia plant ein jährliches feministisches Filmfestival.

Im Keller möchten die Frauen eine Spa-Bereich einrichten, der in Kriegszeiten auch als Schutzraum dienen kann. Denn der Konflikt um Berg-Karabach kann jederzeit wieder kriegerisch werden.

Das Obergeschoss des Gebäudes wird so ausgebaut, dass dort bis zu 16 Personen übernachten können. Der Balkon im Obergeschoss wird halb geschlossen, so dass ein zusätzlicher Raum entsteht, der als Konferenzraum dienen kann. Durch seinen beheizbaren Boden können dort z.B. auch Yoga-Kurse oder Selbstverteidigungs-Workshops stattfinden.

Ein Fem-Retreat als Social Business

Der große Garten mit Obstbäumen und reichlich Platz zum Gemüseanbau ist von außen kaum einsehbar. Zusätzliche Bepflanzungen werden noch sicherer vor Einblicken von außen schützen. Um den feministischen Co-Healing-Space auch wirtschaftlich zu nutzen, ist ein Fem-Retreat geplant: Ein Ort, in dem sich Frauen und LBTIQ+ einmieten und zur Ruhe kommen können. Aufgrund der Nähe zu Yerewan und der Lage mit Blick auf den Ararat sind die Möglichkeiten der Vermietung ideal.

Wann die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden, ist noch nicht klar. Aber sicher ist: „The Gardens of Silihdar“ wird nicht nur ein sicherer, sondern auch ein wunderschöner Ort für Frauen und LBTIQ+.

„The Gardens of Silihdar“ ist auch ein wunderbarer Ort zum gemeinsamen Kaffeesatzlesen, wie filia-Mitarbeiterinnen bereits im Herbst 2022 feststellen durften.