filias Förderstrategie

filia fördert mehrfachdiskriminierte Frauen und Mädchen

„In besonderer Weise fühlen wir uns den Frauen verpflichtet, die nicht nur aufgrund ihres Geschlechts, sondern auch wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierungen ausgesetzt sind.“
(Aus der Präambel 2001)

Die Gründerinnen von filia legten in der Satzung fest, für welche Frauen und Mädchen die Stiftung vor allem da ist, nämlich für diejenigen, die aufgrund verschiedener Aspekte mehrfach benachteiligt werden:

Geschlecht PLUS Hautfarbe
Geschlecht PLUS Lebensalter
Geschlecht PLUS soziale Herkunft
Geschlecht PLUS sexuelle Orientierung
Geschlecht PLUS Handicap …

filia unterstützt ausschließlich gemeinnützige und/oder staatlich anerkannte Frauen- und Mädchenorganisationen.

Mitbestimmen und frei von Gewalt leben können

Eine von drei Frauen erlebt in ihrem Leben Gewalt, die mit ihrem Geschlecht zu tun hat – in allen Ländern dieser Erde. Frauen und Mädchen, die mehrfach diskriminiert sind, haben ein höheres Risiko, Gewalt zu erfahren.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein Verstoß gegen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein komplexes Problem, das auf vielen Ebenen angegangen werden muss. Das UN-Forschungsinstitut für soziale Entwicklung UNRISD empfiehlt in seinem Policy Brief 21 vom März 2016 folgende Strategien: Frauen in der Ausübung ihres Rechts auf politische Teilhabe und Meinungsäußerung unterstützen, Frauenbewegungen stärken, Gelder (vor allem längerfristige) bereitstellen, Frauen und Mädchen über ihre Rechte aufklären und ihren Zugang zur Gerichtsbarkeit verbessern, generationsübergreifendes Lernen zwischen Aktivist*innen ermöglichen, mit den Medien zusammenarbeiten.

All das tun filias Projektpartnerinnen: Sie machen z. B. Lobbyarbeit bei lokalen Regierungen, führen Prozesse vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof, erstellen und verteilen Broschüren über Frauenrechte, führen Theaterstücke gegen einschränkende Geschlechterbilder auf, starten Kampagnen gegen Häusliche Gewalt und so genannte Hate Crimes. All diese Projekte fördert filia unter dem Schwerpunkt „Freiheit von Gewalt“.

Genau wie Gewalt ihre freie Entfaltung einschränkt und verhindert, gibt es strukturelle und kulturelle Benachteiligungen, die es Frauen und Mädchen erschweren, ihre Stimme(n) zu erheben, sich einzumischen und an gesellschaftlichen Entscheidungen teilzuhaben.

Unter dem Schwerpunkt „Partizipation“ fördert filia Projekte, in denen Frauen und Mädchen sich selbst organisieren und untereinander vernetzen, ihre Perspektive sichtbar machen, ihre Rechte lautstark vertreten und ihren Platz an den Tischen der Macht einnehmen.

Besonders setzt filia sich für die Teilhabe von Mädchen und jungen Frauen an der Zivilgesellschaft ein. In der UN-Kinderrechtskonvention ist Teilhabe als ein Menschenrecht von Kindern und Jugendlichen festgelegt. Kinder und Jugendliche sind in Deutschland oft Zielgruppe von Stiftungen – kaum eine bezieht sie aber als Entscheider*innen mit ein. Eine Studie von Children for a better world e. V. zu Kinderbeiräten zeigt verschiedene Modelle von Partizipation, die funktionieren – der Mädchenbeirat von filia ist eins davon.

In 2020 haben wir unser Repertoire um ein partizipatorisches Förderprogramm erweitert: im Empowerment-Programm Frauen* und Flucht entscheidet auch ein Beirat, bestehend aus geflüchteten Frauen und LBTIQ+, über die Vergabe der Fördergelder mit.

Frauen und Mädchen weltweit

filia ermöglichte bisher über 540 selbstbestimmte Aktivitäten und Projekte von Frauen und Mädchen in über 50 Ländern in verschiedenen Teilen der Welt. (Stand 2023)

Der überwiegende Teil unserer Mittel fließt an Projekte außerhalb Deutschlands Denn genau das ist das Anliegen seit der Gründung der Stiftung: Geld aus dem reichen Norden umzuverteilen. filia fördert schwerpunktmäßig feministische Organisationen in Mittel- und Osteuropa. In Deutschland fließt die Förderung fast ausschließlich in unsere Empowerment-Programme für mehrfachdiskriminierte Frauen und Mädchen.

Impulse unterstützen, strategische Planungen bestärken: so fördert filia

Die strategische Förderung unterstützt mehrjährig mit höheren Fördersummen Frauenorganisationen und deren Projekte. Die Partnerinnen können diese Fördermittel flexibel und nach ihrem Bedarf einsetzen. In den meisten Fällen kann sich nicht um eine solche Förderung beworben werden, sondern filia lädt Partnerinnen zum Antrag ein.

Regionen: Mittel- und Osteuropa sowie Deutschland

Die Impulsförderung will durch zumeist offene Ausschreibungen Impulse geben. Wir lernen dabei neue Partnerinnen kennen. filia achtet hier besonders auf Erstförderungen für kleine Frauenorganisationen (Graswurzelgruppen) und auf die Unterstützung von eher unkonventionellen Aktivitäten. Die Ausschreibungen veröffentlichen wir auf unserer Webseite und verbreiten sie u. a. über unsere Sozialen Medien.

filias Förderregionen

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Impulsförderung in Deutschland

In Deutschland fördert filia Frauen und Mädchen im Rahmen ihrer zwei Empowerment-Programme, die partizipative Ansätze verfolgen.

Partizipation und Empowerment für Mädchen und junge Frauen

Das MädchenEmpowermentProgramm (MEP) existiert seit 2012. Im Rahmen dieses Programms werden ausschließlich Projekte von und für Mädchen, junge Frauen und LBTIQ+ gefördert. Ein Mädchenbeirat aus 12 jungen Frauen und LBTIQ+ zwischen 14 und 24 Jahren entscheidet einmal im Jahr darüber, welche Projekte gefördert werden. Die Mädchen, jungen Frauen und LBTIQ+ haben selber in unterschiedlicher Weise Diskriminierung erfahren. Ihr Wissen und ihre Erfahrung bringen sie in die Diskussionen und Entscheidungen darüber ein, welche Mädchenprojekte in Deutschland von filia gefördert werden sollen.

Stärkung von Selbstorganisation von Frauen und LBTIQ+ mit Fluchterfahrung

Seit 2020 fördert filia in Deutschland auch die Projekte von und mit Frauen und LBTIQ+ mit Fluchterfahrung. Auch in diesem Empowerment-Programm (EFF) gibt es einen Beirat, der an der Auswahl für die Projektförderung beteiligt ist. Die Beirät*innen diskutieren die Projektanträge und entscheiden über die Fördermittelvergabe. Auch bei diesem Programm ist für filia wichtig: Nicht die Stiftungsmitarbeiter*innen wissen am besten, welche Projekte Förderung bekommen sollen, sondern Frauen und LBTIQ+, die selber Flucht- und Migrationserfahrung haben.

Impulsförderung in Mittel- und Osteuropa

Frauen in Mittel- und Osteuropa im Blick

filia fördert in einer Welt, die sich ständig verändert. 1989 brachen Mauern, Systeme und Strukturen in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas zusammen. Seit filias Gründung im Jahr 2001 hat die Stiftung insbesondere die Situation von Frauen in diesen Ländern in den Fokus genommen. Sie nutzte die neuen Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten von Anfang an, um Aktivistinnen finanziell dabei zu unterstützen, feministische Strukturen in ihren Ländern zu stärken.

Die Transformationsprozesse in den Ländern Mittel- und Osteuropas verlaufen sehr unterschiedlich, sie sind weder linear noch abgeschlossen. So, wie es aktuell fast weltweit beobachtet werden kann, bedingen auch in Mittel- und Osteuropa starke nationalistische und fundamentalistische Bewegungen und rechtspopulistische bzw. rechtsextreme Regierungen für viele Frauen und Mädchen eine Verschlechterung ihre Aussichten auf ein selbstbestimmtes Leben und die Verwirklichung ihrer vollen Menschenrechte: Wachsender Fundamentalismus wird auf den Rücken von Frauen und Mädchen ausgetragen; bewaffnete Konflikte verhindern emanzipatorische Entwicklungen; rigide Gesetzgebungen schränken die Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft ein und erschweren finanzielle Unterstützungen.

Was brauchen Frauenorganisationen in Mittel- und Osteuropa?

filia entwickelt ihre Förderstrategie laufend weiter. Parallel zu Impulsförderungen vergibt filia seit vielen Jahren auch mehrjährige strategische Förderungen an Projektpartnerinnen in Mittel- und Osteuropa. Auf diese Weise sichert filia für Frauenorganisationen eine verlässliche, weil längerfristige Unterstützung. Diese ist nötig, um Strategien für sozialen Wandel umzusetzen.

filias Partnerinnen führen z. B. mehrjährige Kampagnen gegen Häusliche Gewalt in ländlichen Regionen in Georgien durch, setzen sich für Flüchtlinge auf den Straßen von Belgrad in Serbien ein, unterstützen junge Frauen in der Ukraine dabei, eigene Perspektiven zu entwickeln, und empowern Frauen in Goražde in Bosnien und Herzegowina, ihre Sicht auf lokalpolitische Probleme öffentlich zu vertreten.

Kooperationen mit den Frauenstiftungen der Region

filia unterstützt außerdem die Arbeit der Schwesterstiftungen in Mittel- und Osteuropa. Seit 1990 gründeten sich in neun Ländern Frauenstiftungen, die den Frauenbewegungen vor Ort den Rücken stärken.

Mit so genannten Re-Granting-Programmen stellt filia den Schwesterstiftungen in Mittel- und Osteuropa Mittel zur Verfügung, die sie mit ihren engen Kontakten und ihrer Verbundenheit mit den feministischen Szenen der jeweiligen Länder an kleine zivilgesellschaftliche Organisationen und selbstorganisierte Gruppen vor Ort weitergeben und so deren Arbeit ermöglichen.

Aus der über viele Jahre hinweg gewachsenen vertrauensvollen Zusammenarbeit gingen auch mehrere gemeinsame Projekte wie ein Austauschprogramm für junge Aktivistinnen aus Deutschland und Georgien oder eine gemeinsame Konferenz in Kiew zu intergenerativem Dialog zwischen Feministinnen hervor. Diese Projekte sind Ergebnis gemeinsamer Planungen. Dabei stehen die Themen, Bedarfe und Herausforderungen der Frauenrechtlerinnen in Mittel- und Osteuropa im Vordergrund. Und auch hierbei ist das Ziel: Geld aus dem reichen Deutschland umzuverteilen in Länder mit weniger oder kaum Ressourcen für die Stärkung von Frauenrechten.

Aktuelle Förderverteilung

filia ermöglichte bisher über 540 selbstbestimmte Aktivitäten und Projekte von Frauen und Mädchen in über 50 Ländern in verschiedenen Teilen der Welt. (Stand 2023)

Ungefähr 75 Prozent der Mittel fließen an Projekte weltweit.

Um möglichst viele Ressourcen für Frauen und Mädchen bereitzustellen, ergänzt filia die eigenen Mittel mit Kooperationen mit anderen Stiftungen, Ministerien und Unternehmen. So können durch das Einwerben zusätzlicher Mittel weitere Projekte finanziert werden. Dabei arbeitet filia mit Partner*innen in Deutschland und darüber hinaus zusammen.

filia kommt damit eine andere Rolle zu: Während die Stiftung ursprünglich vor allem fördernd tätig war, ist durch die Kooperationen auch operative Förderung zu filias Förderpraxis geworden. Wenngleich filias Rolle bei Kooperationen mit anderen Geldgeber*innen die der Initiatorin und Anstifterin ist, bleibt filias Förderansatz ein partizipativer: Im Fokus der Mittelakquise und der Förderung steht, die Ideen und Projekte, die Frauen und Mädchen selbst entwickeln und realisieren, zu unterstützen.

Dabei ist es uns wichtig, dass im Rahmen der Kooperationen möglichst viele Gelder für ein Re-Granting genutzt werden können, das bedeutet, dass z. B. Frauenstiftungen in anderen Ländern Förderungen an kleine Graswurzelorganisationen weitergeben können.

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Ihre Ansprechpartnerinnen

Sie wollen mehr über filias Förderstrategie erfahren? Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme.

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Nina Hälker
Programm-Management, stellv. Geschäftsführerin
n.haelker@filia-frauenstiftung.de
+49 (0)40 380 381 997

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